Joghurt's Techblog

Meine drei Empfehlungen für Motorrad-Fahranfänger

Eigentlich wollte ich sie schon lange niederschreiben, habe es aber immer wieder vergessen: Meine drei Tipps für Motorrad-Anfänger. ("Goldene Regeln" klingt so altbacken...)
  • Wenn Du das erste Mal nach bestandener Führerscheinprüfung allein unterwegs bist und die magische Grenze von 100 km/h knackst, dann empfehle ich, das Grüßen einmal "trocken", langsam und bewusst zu probieren.
    Denn wenn es "ernst" wird und Du das bei der Geschwindigkeit noch nie gemacht hast und Dir dann plötzlich um die Kurve ein Motorrad entgegen kommt und Du freudig und ruckartig die Hand hochreißt, dann kann es sein, dass Du ziemlich unangenehm überrascht wirst: Bei der Geschwindigkeit ist nämlich der Winddruck, der auf Deine Hand wirkt, keineswegs mehr vernachlässigbar und mich hätte es beim ersten Mal fast runtergeblasen...

  • Abgesehen davon würde ich aber so oder so empfehlen, sich das Grüßen durch Hand-vom-Lenker-nehmen und Indianer-mäßiges in der "Hugh-Stellung" Hochhalten garnicht erst anzugewöhnen!
    Diese Erkenntnis erschloss sich mir auf jener Ausfahrt, als ich dereinst in den Alpen unterwegs war, am südlichen Ende des schönen Hahntennjochs nördwärts, mit wunderbar kurvigen, baumgesäumten Straßen mit griffigem, sauberen Asphalt, der wie geschaffen war fürs freudig jauchzende Kurvenräubern, da kamen mir zwei BMW entgegen und ich hob diesen Anlasses wegen freudig strahlend die Hand zum Gruße, als mein Motorrad plötzlich mustangmäßig bockte und hüpfte und ich eine einhändige halbe Sekunde lang wirklich zu tun hatte mich dagegen zu sträuben den Asphalt näher in Augenschein zu nehmen als ich je geplant hatte...
    Der Grund waren besagte Bäume, deren Wurzeln sich unter dem Asphalt entlang geschoben und ihn angehoben und mir damit völlig unerwartet einen wahrhaft höllischen Ritt beschert hatten.
    Seither öffne ich zum Gruß nur noch die Hand und ziehe die Finger nach oben, aber die Handfläche bleibt stets am Lenker.

  • Und der wichtigste Punkt:

  • Wenn Du eine Kurve durchfährst, also schon Deine volle Schräglage hast, und Du merkst dass es nicht reicht, dass Du für Dein Gefühl zu schnell bist, dann darfst Du NIE NIE NIE NIE WIRKLICH NIE erstarren oder, fast noch schlimmer, versuchen das Motorrad aufzustelle und runterzubremsen, denn entweder gehts dann mindestens auf die Gegenfahrbahn oder in die Botanik.
    Das einzige was Dir in einer solchen Situation bleibt ist drücken und beten!
    Das meine ich wirklich so, und am Besten stellst Du Dir das vor oder während jeder Fahrt immer mal wieder vor, dann klappts auch wenns brenzlig wird...
    Beim Drücken machst Du im Prinzip das Gegenteil vom Hanging Off wie man ihn aus dem Rennsport (= aus dem Fernsehen) kennt: Du drückst das Motorrad mit dem Hintern noch mehr in die Schräglage und lässt dabei den Körper aufrecht, damit laufen Deine Reifen weiter außen auf der Flanke und damit schafft das Motorrad einen noch engeren Kurvenradius (diese Technik nutzt man z.B. auch beim Wenden auf engstem Raum).
    Währenddessen bleibt Dein Körper relativ aufrecht und Du kannst diese imaginäre Grenze "dehnen", die jeder Mensch hat: Selbst ein geübter Läufer läuft normalerweise mit nicht mehr als 20 Grad Schräglage um eine Kurve und daher kommt es uns komisch vor mehr zu fahren und wir stellen uns vor, dass wir jetzt jeden Moment wegrutschen. Dabei berücksichtigen wir aber nicht dass heutzutage schon mit Serienmotorrädern und normalen Tourenreifen problemlos 45 Grad drin sind, mit Rennreifen sogar über 60 Grad (die Jungs haben mittlerweile zum Teil schon Schleifer an den Ellenbogen)!
    Deshalb mein Rat: Drücken und beten! Nicht bremsen oder Gas geben, am besten auskuppeln (aber dass Du das hättest machen sollen wird Dir vermutlich erst später einfallen), sondern nur drücken und beten!

    Wenn Du die Kurve dann heil überstanden hast dann nimm Dir vor so einen Blödsinn nie mehr wieder zu machen und nächstes Mal etwas langsamer zu fahren! Mehr Schräglage bekommst Du mit der Zeit von ganz alleine.


Comments

Danke für die geteilten Erfahrungen :)! \\\"Dabei berücksichtigen wir aber nicht dass heutzutage schon mit Serienmotorrädern und normalen Tourenreifen problemlos 45 Grad drin sind..\\\" KRASS! Ein Grund mehr, warum Motorraadfahren so viel spaß machen kann! Solche Infos sind als Fahranfäger wirklich gut zu wissen, eben weil man sie die wirklich ungünstigen Situationen (wurzeln unter dem Asphalt) nicht vorstellen kann. haben sie noch weitere artikel über motorräder oder können sie webseiten empfehlen? MFG

Add a comment

Please leave these fields blank:

No HTML please.


You can edit this comment until 30 minutes after posting.