Joghurt's Techblog

Mit der MX-22 von 0 auf Lehrer/Schüler in unter 20 Euro

Hintergrund


Schon lange wollte ich meine Graupner MX-22 um eine Lehrer/Schüler-Ausrüstung erweitern, um meinem Vater und meinem Neffen das Modellfliegen stressfrei und gefahrlos für Modell und Umwelt näher bringen zu können.

Hat man den Entschluss dann einmal gefasst und sucht im Internet und/oder beim Fachhändler seines Vertrauens nach den dazu benötigten Komponenten, so spürt man allerding recht schnell, wie einem das kalte Grauen den Rücken entlang läuft: Die wollen einen derartigen Haufen Geld dafür haben, das man sich überlegt, ob die Kabel und Stecker vielleicht auf der Innenseite mit massivem Gold ausgelegt sind, oder vielleicht haben sie ja serienmäßig an irgendeiner mir bisher verborgen gebliebenen Stelle Edelsteinbesatz oder irgendwas in der Art...?
Anders kann ich mir den Preis, den die Herren Modellbauzubehörhersteller für ein paar Kabel und Stecker verlangen, beim besten Willen nicht vorstellen...

Da soll tatsächlich eine Lehrerbuchse für die MX-22 (Bestellnummer "3290.22") mit zwei Buchsen, etwas Kabel, etwas Platinenmaterial und einem Stecker sage und Schreibe zwischen 35 und 45 Euro kosten, für ein "Kabel" aus zwei Klinkensteckern mit optischen Wandlern und etwas Glasfaserleitung wollen sie zwischen 20 und 30 Euro, und für das Schülermodul, sofern der geplante Schülersender selbiges noch nicht eingebaut hat, kann man noch einmal 25 bis 45 Euro einplanen, obwohl dieses nochmal ein gutes Stück einfacher aufgebaut ist als das Lehrermodul.

Das Erste, was mir nach einer ganzen Zeit der Spachlosigkeit so durch den Kopf ging, war, glaub ich, "mit mir nicht, das könnt Ihr vergessen!"...

Glücklicherweise bin ich ausgebildeter Elektroniker, Informatiker und Amateurfunker, daher kann ich mir recht gut vorstellen, was in so einem Fernsteuersender passiert, und wie es passiert.

Schülersender


Ich hab mir also zuallererst als Schülersender bei EBay für einen Euro plus Porto eine alte Attack-4 von Futaba besorgt. Die benutzt zwar AM und 27 MHz, aber das macht nichts.

Sie hat nur eine Platine, auf der sich sowohl ihre Hoch- als auch ihre Niederfrequenzkomponenten befinden.

Das ist ein bisschen so wie mit einem Telefon, der Mensch denk sich aus, was er sagen will, und das Telefon überträgt das. Genau so ist das mit einem Modellbausender, zuerst wird das PPM-Signal aus den Knüppel- und Schalterstellungen zusammengemischt und dann vom Hochfrequenzteil übertragen.
Auf Seiten des Empfängers passiert das Gleiche dann in umgekehrter Reihenfolge.

Das PPM-Signal ist es auch, was ich in die MX-22 leiten wollte, das greift man sich am Besten zwischen dem Nieder- und dem Hochfrequenzteil ab.

Vor diesem Abgriff habe ich noch den Hochfrequenzteil mit einem Dremel von der Spannungsversorgung getrennt. Der Hintergrund ist, das ich so keine Leistung für die Erzeugung des Sendesignals verbrauche, und meine Akkus dadurch länger halten.
Praktisch sinkt der Verbrauch damit um etwa 2/3, der Sender verbraucht dann noch etwa 40mAh.
Außerdem kann ich so auch ganz sicher niemanden auf dem 27 MHz-Band stören.

Das sollte man allerdings wirklich nur machen, wenn man den Schülersender wirklich nicht mehr als eigenständige Fernsteuerung benutzen will!



Anschließend habe ich die alte Spannungsversorgung entfernt, indem ich die Batterieklammern rausgerissen (unnötiger Ballast) habe, und das Kabel abgeklemmt und zur weiteren Verwendung aufgehoben.

Durch Messung mit einem Oszilloskop habe ich herausgefunden, das meine MX-22 ein Spannung von 5V an der Platinensteckleiste anliegen hat, die für die Lehrerbuchse vorgesehen ist.
Nachdem ich dann noch herausgefunden hatte, das die Attack mit 5V problemlos zu Betreiben ist, wollte ich sie gleich komplett ohne Batterien benutzen, somit könnte ich mir ein Satz Akkus sparen, um den man sich für einen gelungenen Flugtag kümmern muss.

Ich habe dann die alte Ladebuchse entnommen, die ist nur eingeschoben, sie auseinandergebaut und eine 4poligen RJ10-Buchse eingesetzt, die gabs beim Elektronikbastelladen um die Ecke für 1,30 Euro.



Der Vorteil dieser Steckverbindung ist, das es dafür günstig fertig konfektionierte Spiralkabel in verschiedenen Längen gibt (für Telefonhörer nämlich, in meinem Fall auseinandergezogene 7 Meter für 4,95 Euro), man das Kabel kurzschlussfrei einstecken und abziehen kann, und sie zudem sehr kurz ist, in gestecktem Zustand kommt quasi nur das Kabel aus den beiden Sendern, es stört keine Kunststoffummantelung eines Steckers wie beim Klinkenstecker.



An dieser Stelle sollte man die Attack noch nicht zusammenschrauben, es ist ganz am Ende noch etwas Nacharbeit nötig...

Lehrersender


Anschließend wurde die MX-22 erweitert, dazu habe ich mir aus einer alten Visitenkarte und mit Hilfe einer Schere eine Schablone geschnitten, und sie dann auf ein Stück Platine übertragen, die ich dann mit dem Dremel vom unnötigen Kupfer befreit habe.



Diese habe ich dann provisorisch in die MX eingesetzt, eine zweite RJ10-Buchse mit zwei Tropfen Sekundenkleber eingeklebt, das ganze ausgebaut und es dann mit Sekundenkleber sauber verbunden.



Verbaut sieht das Ganze nun so aus:



Ich konnte beim besten Willen keinen Stecker des Typs auftreiben, den Graupner da auf ihren Platinen verwendet, also hab ich mir eine Buchsenleiste mit dem Rastermaß 2,00mm besorgt (nicht die Üblichen 2,54mm!!) und sie mir auf 14 Pins gekürzt.



Anschließend habe ich sie mit etwas Kabel zur Überbrückung an die RJ10-Buchse angelötet, am ersten Stift der Plus-pol, am fünften der Minus-Pol und am neunten das PPM-Signal vom Schülersender.

Nach dem Einstecken sah das Ganze dann so aus:



Feinabstimmung


Anschließend mußte ich leider feststellen, das die Kanäle des Schülersenders nicht gestimmt haben, daher musste ich die 3poligen Kabel zu den Potentiometern der Knüppel an der Platine ablöten und in die richtige Reihenfolge bringen.
Danach ist mir noch aufgefallen, das der Schülersender einen Knüppelausschlag von +-135 aufgewiesen hat, das kann man an der Attack mit einem dünnen Schraubenzieher durch dieses kleine Loch auf etwa +-100 reduzieren.



Mehr, bzw. weniger, geht ohne weitere Lötarbeit anscheinend leider nicht.

Anschließend wurde alles zusammengeschraubt und das wars. :)



Einkaufsliste


Gekauft hab ich mir für dieses Projekt
1x Schülersender Futaba Attack-4 bei EBay
2x RJ10-Buchsen a 1,30 Euro
1x 7m Spiralkabel für Telefonhörer für 4,95 Euro
1x Buchsenleiste (2mm Rastermaß!) für 3,95 Euro
Dazu noch eine alte, zum Ätzen gedachte Platine für die Buchsenhalterung und etwas Servokabel zum Verlängern.

Comments

Hi,

ich hab auch ne MX-22 und hab mich schon mehrfach darüber aufgeregt, dass sonen Klinkenstecker mit Buchsenleiste dran 45€ kosten soll..
Allerdings dachte ich mir bis jetzt immer, hmm, da muss doch irgendwas dran sein, Bauteile, IC, oder sonstwas..

Aber spätens jetzt nach deiner Anleitung hier bin ich mir sicher, das es wirklich nur ne Klinkenbuchse mit Buchsenleiste dran ist!

Dank deiner super Anleitung komm ich nun für unter 1€(!!!) an meine Lehrerbuchse :D

Aber Vorsicht: Je nach Hersteller (und teilweise sogar je nach Produktlinie) arbeitet ein Sender mit "normalem" oder "invertiertem" PPM-Signal; je nachdem, was Du für einen Schülersender verwenden willst, brauchst Du ggf. noch einen Signalinverter!

Moin aus Hamburg,

vielen Dank du hast mir gerade min 40 EUR gespart ;)
Ich werde wohl auch die Orignallösung kopieren aber die Teile dafür kosten bei weitem keine 45 EUR wie die Originallösung von Graupner. Will mir sowieso nicht in den Kopf, dass man bei einem 600 EUR Sendern an Bauteilen im Wert von höchsten 4 EUR spart. Alles Geldschneiderei!!!

Vorsicht! Der Input hängt direkt am Prozessor. Es hat schon einen Grund wieso Graupner da ne Platine mit optischer Verbindung nutzt. Wenn ihr sowas macht, umbedingt Widerstand und Z-Diode in die Leitung, sonst wars das... werd jetzt meine MX22 erstmal Einsenden und hoffen das ich sie getauscht bekomme. Zusammen mit der Tatsache das entweder das im Netz kursierende Pinout der MX-16s falsch ist oder unzureichend erklärt, bekommt man negative Peaks auf den Eingang und das wars... Also: Widerstand in die Signalleitung UND bevor das ding das Gehäuse verläßt ne Z-Diode mit 5.1Volt davor! Außerdem ne Schottky das nur positive Signale durchgehen.

Hallo

Sehr Interessant. Noch zwei Fragen:
1. GND auf 0V, + (rot) führt 5V, wie hoch ist das Signal (Orange)? 0 und 5V nehme ich an?

2. Wie ist das Signal? Normal oder invertiert? Also immer LOW (0V) und dann während jedem Servopuls 1,5ms (Neutralstellung) HIGH (5V) oder immer HIGH (5V) und dann 1,5ms LOW?

Besten Dank & viele Grüsse

Ah, noch was... ein Optokoppler wäre doch eine sehr sichere Lösung um den Prozessor zu schützen!

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