Review zum Sena 10C
Nach drei Wochen und anderthalbtausend Kilometer kann ich sagen, dass das 10C seinen Preis auf jeden Fall wert ist und man es definitiv in die engere Wahl nehmen kann, wenn man sowohl eine Helmsprechanlage als auch eine Kamera für Fotos und Videos von seinen Touren sucht.In der Packung ist absolut alles, was das Herz begehrt, zwei verschiedene Mikrofone, unterschiedlich hohe Abstandhalter für die Lautsprecher und sogar einige Sachen, von denen ich mir nicht vorstellen kann, sie je benutzen zu wollen (z.B. Schaumstoffüberzieher für die Lautsprecher oder eine Klammer für den Schwanenhals des Schwanenhalsmikrofons).
Das 10C ist nicht größer als andere aktuelle Helmkameras, und das, obwohl es im Gegensatz zu diesen noch eine komplette Helmsprechanlage beinhaltet. Tatsächlich ist es mit 90g sogar leichter als meine Vegleichsmodelle, die Contour Roam mit 148g oder die TomTom Bandit mit 192g (jeweils aufnahmebereit, ohne Halterung), und wirkt dabei stabil und wertig.
Die Qualität der gemachten Bilder (2048x1536 Pixel in 24Bit, JPG) fand ich jetzt eher mittelmäßig, eher so wie ein älteres Handy. Demgegenüber hat mich aber die Qualität der Videos voll überzeugt (1920x1080/30fps, 1280x720/60fps oder 1280x720/30fps): Erst so ab 110 km/h erkennt man Bewegungsunschärfe, vorher ist das Bild sauber und klar, und es gibt auch keine Probleme mit der Belichtung. Auch hört man sehr schön den Motor des Motorrads (und natürlich die Stimme des Fahrers und der Konferenzteilnehmer, sofern aktiviert) und nicht so sehr das knallende Rauschen des Windes und sonst nichts wie bei meinen anderen Kameras.
Was mir besonders gefallen hat, ist, dass man immer den Zustand der Kamera kennt und dass sie in gefühlten drei Sekunden einsatzbereit ist: Einfach den Kameraknopf kurz drücken, warten, bis sie optisch und akustisch Aufnahmebereitschaft signalisiert und schon kanns losgehen. Und sie sagt einem immer, ob sie jetzt anfängt oder aufhört aufzunehmen, ich habe sie in der ganzen Zeit nicht ein Mal vergessen wieder zu stoppen oder abzuschalten, was mit bei der Contour und der TomTom schon mehrfach passiert ist, und dann war deren Akku leer, als ich ihn gebraucht hätte.
Von der Reichweite her ist das 10C ungefähr wie das schon angegraute SMH10, also ungefähr drei bis vier Motorräder im Konvoi zwischen zwei Geräten, wobei weniger immer besser ist. Das 10C verwendet aber, anders als das SMH10, den aktuellen Bluetooth-Standard 4.1 (was weniger Batterieverbrauch und eine Resistenz gegen den teilweise die gleichen Frequenzbänder nutzenden und somit störend einwirkenden aktuellen Mobilfunkstandard LTE bedeutet), und es gibt eine Handy-App, um die Optionen des nicht ganz einfach zu bedienende Konfigurationsmenüs (das alle Sena-Produkte besitzen) einfach zu kontrollieren.
Was mir nicht so sehr gefällt ist der Objektivschützer in Form einer (zugegebenermaßen gut passenden) Gummikappe: Es gibt keine Möglichkeit, eine Schnur oder sonstige Fangeinrichtung daran anzubringen (eine kleine Gummiöse wäre da sehr hilfreich gewesen), auch habe ich die Kappe nicht in der Zubehörliste zum 10C gefunden; sollte einem die Kappe also mal während der Fahrt aus den Handschuhen rutschen, dann wars das (Update: Mittlerweile gibts die Kappen zu kaufen, die Artikelnummer ist 10C-A0203, 3 Stück für nicht ganz 5 Euro). Natürlich wäre eine Alternative, die Kappe nur beim Verstauen zu nutzen und sie während der Fahrt ganz weg zu lassen, aber wenn ich mir mein Visier nach einer Ausfahrt so ansehe ist das bei der kleinen Linsenöffnung nicht wirklich eine Option. Ich habe keine Lust, bei einer Pause festzustellen, dass die letzten paar Aufnahmen für die Katz waren, weil eine große Fliege meine Optik versperrt hat.
Mittelfristig werde ich hier wohl meinen Huxley beanspruchen und mir einen festen Linsenschutzdeckel drucken, den ich, fest mit dem Kamerakörper verbunden, wegklappen kann, wenn ich eine Aufnahme machen will.
Auch finde ich das "JogDial" zu klein; den "großen" Drehknopf auf der Seite, mit dem man unter anderem die Lautstärke einstellt und Verbindungen zu anderen Sprechanlagen aufbaut: Es gibt ein paar Zeichnungen vom 10C aus der Vorproduktionsphase, bei denen das JogDial bis zum Rand des Geräts reicht, das wäre meiner Ansicht nach die bessere Alternative gewesen; so kann es beim Lautstärke verstellen sehr leicht passieren, dass man die Verbindung zu den Mitfahrern unterbricht, weil man das JogDial nicht am Rand drehen kann wie ich das z.B. beim SMH10 oder 20S mache.
Ansonsten ist das 10C klasse, und alles in allem mit aktuell 297 Euro ein echtes Schnäppchen, wenn man ein Bluetooth-Headset und eine Kamera für unterwegs haben will, wenn man es mal mit einem ähnlich fähigen Bluetooth Headset wie z.B. dem 10U für 252 Euro plus einer Kamera wie z.B. der Contour Roam 3 für um die 170 Euro vergleicht. Und man hat beim 10C zusätzlich noch die Möglichkeit, seine Videos direkt zu kommentieren und auch die Kommentare der anderen Mitfahrer aufzuzeichen, wenn man das wünscht. Feine Sache.